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Forschungscluster für die Zukunft

„Die Herausforderungen der Zukunft sind anspruchsvoll. Dazu gehören die Industrie 4.0, der gesellschaftliche und soziale Wandel, die gesicherte Welternährung, der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und die intelligente Analyse riesiger Datenmengen in einer vollständig vernetzten Welt. Diese teils ineinandergreifenden Themenkomplexe treiben nicht nur Forscher an der Hochschule Hannover (HsH) um, sondern beschäftigen Wissenschaftler rund um den Globus. Deshalb hat die HsH jetzt diese sechs Megatrends als Haupt-Themenfelder ausgewiesen und wird künftig thematisch zusammenhängende Forschungsprojekte darunter bündeln, gezielt fördern sowie darüber das eigene Profil als Hochschule schärfen.“ So beschreibt HsH Präsident Prof. Dr. Josef von Helden die neue Fokussierung der Hochschule im Bereich Forschung.

„Die Hochschule Hannover zeichnet sich durch eine hohe wissenschaftliche und künstlerische Qualität in Forschung und Lehre sowie eine ausgeprägte Praxisnähe aus. Mit den ausgewählten Schwerpunkten knüpfen wir da an, wo wir besonders leistungsstark aufgestellt sind. Zugleich schaffen wir damit Anknüpfpunkte für angrenzende Themen und verdeutlichen unsere Kompetenz als Forschungspartner für die Wirtschaft“, ergänzt der Vizepräsident für die Bereiche Forschung, IT und Informationsmanagement Prof. Dr. Oliver J. Bott.

Die Forschungscluster wurden durch einen hochschulinternen Wettbewerb ermittelt. Grundvoraussetzung für Wettbewerberinnen und Wettbewerber war der Nachweis über eine signifikante Forschungsstärke. Die nun benannten Forschungscluster kommen unter anderem auf Drittmitteleinwerbungen von etwa 10 Millionen Euro sowie mehr als 700 Publikationen und Fachvorträge in den Jahren 2013 bis 2015. Mit Blick auf die 2015 verabschiedete HsH-Forschungsstrategie wurde analysiert, wo und wie sich das vorhandene Innovationspotenzial steigern lässt und wie das wissenschaftliche Knowhow in Kooperationsnetzwerken verknüpft werden kann – fakultätsübergreifend verzahnt und interdisziplinär aufgestellt. Als Erkenntnis daraus wurden jetzt diese sechs Forschungscluster benannt:

  1. Industrie 4.0 – Anwendungsorientierte Forschung für die digitale Transformation von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)
  2. Energie – Mobilität – Prozesse: Nachhaltigkeit durch interdisziplinäre Vernetzung und Optimierung
  3. Biobasierte Polymer- und Verbundwerkstoffe
  4. Nachhaltige Lebens(Mittel)qualitäten
  5. Smart Data Analytics – intelligente Datenanalyse in einer vernetzten Welt
  6. Analyse und Gestaltung von Verschiedenheit – Teilhabe und gutes Leben

Die digitale Transformation in der Wertschöpfungskette stellt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen vor große Herausforderungen. Ein zehnköpfiges, interdisziplinäres Team der Fakultäten I – Elektro- und Informationstechnik und Fakultät II – Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Niemann will künftig in Kooperation mit KMUs erforschen, wie sich Industrie 4.0 in die betrieblichen Prozesse praxistauglich implementieren lässt.

Beim zweiten Forschungsschwerpunkt Energie – Mobilität – Prozesse geht es um die Energieversorgung der Zukunft, um nachhaltige E-Mobilität und energieeffiziente Prozesse. Hier arbeiten unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Ulrich Lüdersen das Institut für Konstruktionselemente, Mechatronik und Elektromobilität (IKME) und das Institut für Verfahrenstechnik, Energietechnik und Klimaschutz (IVEK), beide Fakultät II mit der Energieeffizienzforschung an der Fakultät I zusammen.

Kunststoffe sind gegenwärtig und zukünftig als Werkstoffe aus unserer Welt gar nicht wegzudenken. Megatrends wie Leichtbau, Elektromobilität, Kommunikation und auch die künftige Sicherstellung der elementaren Lebensbedürfnisse, wie Nahrungsmittelkonsum oder medizinische Versorgung sind ohne langfristig sicher verfügbare Polymerwerkstoffe undenkbar. Die meisten Kunststoffe basieren derzeit noch auf limitierten petrochemischen Rohstoffen. Umso wichtiger sind die Forschungsarbeiten des IfBB-Instituts für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe der Fakultät II unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Hans-Josef Endres, der den Fokus auf Biobasierte Polymer- und Verbundwerkstoffe legt.

Die Weltbevölkerung wächst kontinuierlich. Die drängenden Fragen, die auch Prof. Dr. Volker Krömker und sein Team von der Fakultät II umtreiben, sind: Wie versorgt man eine stetig wachsende Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln von hoher Qualität und Sicherheit bei optimaler Ressourcenausnutzung? Wie kann man die Trends hin zu „Convenience“ mit den Aspekten der Nachhaltigkeit vereinen? Ihr Forschungsansatz fokussiert sich auf Nachhaltige Lebens(Mittel)qualitäten in allen Bereichen der Wertschöpfungskette. Von Tierwohl und Tiergesundheit bis zur perfekten Verpackung werden Fragen der Lebensmittelqualität bearbeitet. Gleich fünf Arbeitsgruppen (Mikrobiologie, Infrarotspektroskopie und Messtechnik, Milchtechnologie, Verfahrenstechnik und Verpackungstechnologie) bündeln ihre Kompetenzen, um diese gezielt weiterzuentwickeln. Besonders der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in konkrete Anwendungen ist für das Forschungsteam ein wichtiger Beitrag zur Stärkung von Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland.

Smart Home, Smart City, das Internet der Dinge – alles ist mit allem vernetzt. Durch die fortschreitende Digitalisierung immer weiterer Lebens- und Gesellschaftsbereiche entstehen extrem große Mengen an Daten: Big Data. Der Forschungscluster Smart Data Analytics arbeitet daran, mit intelligenten Analysemethoden verborgenes Wissen aus den Datenmassen zu extrahieren und damit für digitale Innovationen – neue Produkte, Verfahren und Dienstleistungen – verfügbar zu machen. Hier gilt es, integrierte Lösungen zu entwickeln, die in zukunftsweisenden Anwendungsdomänen wie e-Science und e-Health die Potenziale der digitalen Wertschöpfung nutzen. Zeitgleich muss ein verantwortungsvoller Umgang mit den Daten gewährleistet sein. Daran forscht ein interdisziplinäres Team der Fakultät IV – Wirtschaft und Informatik und der Fakultät III – Medien, Information und Design, welches durch Prof. Dr. Ralf Bruns als Sprecher vertreten wird.

Vielfältige und drängende gesellschaftliche Problemstellungen im Gesundheits- und Sozialbereich, wie Armut und Altersarmut, Benachteiligung im Bildungssystem, Wohnungslosigkeit, Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsschichten, Migration aus Krisengebieten und gesundheitliche Versorgung begründen den Forschungsschwerpunkt Analyse und Gestaltung von Verschiedenheit – Teilhabe und gutes Leben. Relevante Fragestellungen zur Demokratie, Teilhabe und zum sozialen Miteinander sollen mittels geistes- und sozialwissenschaftlicher Forschung unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Romppel aus der Fakultät V – Diakonie, Gesundheit und Soziales analysiert und bearbeitet werden.

Die Forschergruppen organisieren sich eigenständig. Darum fließen – anders als sonst üblich im Hochschulbetrieb – Forschungszuschüsse und Drittelmittel zu 100 Prozent in die Forschungscluster. Dazu kommen dann noch ergänzende hochschuleigene Mittel. Die Forschungscluster sind zunächst für eine Laufzeit von maximal fünf Jahren eingerichtet. Nach zweieinhalb Jahren findet eine Zwischenevaluierung statt. Mit Ablauf der fünf Jahre und abhängig von den Ergebnissen einer weiteren Evaluation berät das HsH-Präsidium zusammen mit der Forschungskommission der Hochschule über die Fortführung der Forschungscluster und das weitere Vorgehen.

Im Zusammenhang mit dieser Fokussierung auf Forschungscluster hob HsH-Präsident Josef von Helden die Bedeutung der Fachhochschulen als wesentliche Garanten für die Innovationskraft in Deutschland hervor. Die Forschungskraft spiegele sich eindrucksvoll in der Forschungslandkarte der Hochschulrektorenkonferenz wider. Fachhochschulen weisen mehr als 230 thematisch profilierte Forschungsschwerpunkte mit durchschnittlich über 1,15 Millionen Euro Drittmitteln pro Forschungsschwerpunkt pro Jahr und jeweils rund 14 beteiligten Professuren auf. In zukunftsrelevanten Feldern, so der HsH Präsident und sein Vize Oliver J. Bott, spielen Fachhochschulen eine zentrale Rolle für anwendungsorientierte Ausbildung. So absolvierten beispielsweise in den Ingenieurwissenschaften etwa zwei Drittel aller Absolventinnen und Absolventen ihr Studium an einer Fachhochschule, in der Betriebswirtschaftslehre sind es 50 Prozent und in den Pflegewissenschaften ungefähr 80 Prozent.

Besonders der Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in konkrete Anwendungen sei ein wichtiger Beitrag zur Stärkung von Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland. Zugleich bereicherten die anwendungsorientierten Forschungs- und Transferaktivitäten die Lehre im Hinblick auf deren Qualität und Aktualität. Gleichzeitig steigerten sie damit die Berufsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen.

„Um das vorhandene Potenzial unserer Absolventinnen und Absolventen bestmöglich nutzen zu können, müssen die Rahmenbedingungen für die anwendungsorientierte Forschung und den Wissenstransfer an Fachhochschulen dringend weiterentwickelt werden“, betonte Josef von Helden. Hierzu zählt eine angemessene Grundausstattung für Forschung auch an Fachhochschulen. Sie bestehe unter anderem aus einer Finanzierung des wissenschaftlichen Personals, aus erforderlichen unterstützenden Strukturen im Bereich des Forschungsmanagements und aus flexiblen Regelungen für die Lehrverpflichtung. „Darüber hinaus ist ein weiterer wichtiger Baustein erfolgreicher Forschung an Fachhochschulen die Option, hervorragend qualifizierten Master-Absolventinnen und -Absolventen den Weg zu einer Promotion eröffnen zu können,“ ergänzte Oliver J. Bott. „Die aktuell laufendenden 90 kooperativen Promotionsverfahren zeigen das große Potenzial der Fachhochschulen in Bezug auf die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Forschungscluster könnten hier unter der Voraussetzung effektiver Rahmenbedingungen für kooperative Promotionen als Inkubator wirken.“

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