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„Wir müssen die Vernetzung bestehender Produkte und die Digitalisierung von Prozess- und Maschinensignalen vorantreiben“

Herr Dr. Michels, Industrie 4.0 und vor allem konkrete Lösungen sind in aller Munde. Was versteht Weidmüller unter diesem Schlagwort?

Im Kern geht es um den Einzug der Digitalisierung in die Wertschöpfungskette produzierender Unternehmen. Damit einher geht eine neue Form der Vernetzung der gesamten Prozesskette vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden. Wir verfolgen dabei eine duale Strategie: Industrie 4.0 spielt für uns sowohl als Anbieter als auch als Anwender eine entscheidende Rolle. Zentrale Elemente dabei sind durchgängige Vernetzung und Kommunikationsfähigkeit.

Wie definiert sich diese duale Strategie und welche Herausforderungen gehen damit einher?

Als Anbieter in der Industrieautomatisierung sind wir bereits heute mit Produkten und Lösungen für die Industrie 4.0 im Markt. Wir werden unser Portfolio in den nächsten Jahren natürlich für unsere Kunden sukzessive ausbauen und auch neue Geschäftsfelder aufbauen. Als Anwender setzen wir in einigen ausgewählten Produktions- und Supply-Chain-Bereichen Industrie-4.0-Technologien ein und werden auch das weiter ausbauen. Dafür müssen wir unsere Technologie-Kompetenz kontinuierlich erweitern, vor allem natürlich im Bereich der Digitalisierung.

Welche Chancen verbergen sich hinter Industrie 4.0 aus Sicht von Weidmüller?

Durch große Trends wie dem demografischen Wandel, der Globalisierung und insbesondere der Digitalisierung ändern sich die Bedürfnisse der Industrie. Flexibilität und Effizienz der Produktion müssen weiter gesteigert, die Sicherheit im Herstellungsprozess erhöht werden. Zudem verlangen die sehr spezifischen Erwartungen unserer Kunden, dass wir unsere Produkte und Lösungen weiter für sie individualisieren. Unsere Arbeitsabläufe müssen auf diese neuen Herausforderungen reagieren. Unter dem Begriff Industrie 4.0 oder auch Internet of Things verfügen wir über eine Reihe von Schlüsseltechnologien, mit deren Hilfe wir diese Bedürfnisse besser erfüllen können. Haupttreiber sind dabei die großen Entwicklungssprünge in der Informations- und Kommunikationstechnologie, aber auch solche Technologien wie das Machine Learning für die Auswertungen von Produktionsdaten und die Optimierung der entsprechenden Prozesse. Aber nicht nur die Technologie ist erfolgsentscheidend, sondern auch das intelligente Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine.

Verliert der Mensch in diesem Prozess an Bedeutung?

Nein. Die Automatisierung schreitet schon seit rund 250 Jahren voran, das ist kein Phänomen der heutigen Zeit. Denken wir nur zurück an die Einführung mechanischer Produktionsanlagen mithilfe von Dampf- und Wasserkraft oder die Einführung elektrischer Antriebe. Die Chance von Industrie 4.0 ist, den Menschen zu unterstützen, zum Beispiel bei monotonen oder anstrengenden Aufgaben. Das kann bedeuten, dass einzelne Arbeitsschritte entfallen, allerdings kommen neue hochwertige Tätigkeiten dazu. Der Mensch spielt in der Fabrik der Zukunft weiterhin eine bedeutende Rolle. Er muss intelligent mit den Maschinen verknüpft werden, ihre Arbeitsprozesse überwachen und steuern, Optimierungspotenziale erkennen und umsetzen. Denn nur durch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine kann die Produktivität und die Flexibilität tatsächlich gesteigert werden.

Welche konkreten Ziele verfolgt Weidmüller im Zuge von Industrie 4.0?

Zum einen geht es um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Hier erschließen wir aktuell mit dem Bereich Industrial Analytics ein neues Tätigkeitsfeld, in das wir zukünftig verstärkt investieren. Weiterhin müssen wir die Kommunikationsfähigkeit und die Vernetzung bereits bestehender Produkte und die Digitalisierung von Prozess- und Maschinensignalen vorantreiben. Durch diese Maßnahmen möchten wir neben neuen Kunden auch neue Märkte erschließen und unsere Positionierung und Wahrnehmung im Markt kontinuierlich verbessern. Wichtig ist, dass wir zur Erreichung dieser Ziele auf eine effiziente Wertschöpfungskette bei unseren Kunden setzen, in der das Nutzenpotenzial von Industrie 4.0 in den relevanten Schritten umgesetzt ist.

Essenziell für eine erfolgreiche Industrie-4.0-Produktion ist ja die Digitalisierung. Welche Strategie verfolgt Weidmüller hier?

Im ersten Schritt haben wir zunächst unsere IT-Systeme und Netzwerkinfrastruktur als Basis für Industrie 4.0 weiterentwickelt. Nun gilt es, kontinuierlich die Digitalisierung in allen Unternehmensbereichen weiter voranzutreiben. Wichtig ist uns, dass wir unseren Mitarbeitern gegenüber den Nutzen der Digitalisierung für unser Unternehmen in den Vordergrund stellen. Es gibt ja bereits zahlreiche Beispiele, wo wir innovative Lösungen anbieten, die ohne kleine digitale Revolutionen gar nicht möglich wären. Zu nennen sind zum Beispiel Cloud-basierte Systeme, Lösungen für die Erfassung, Ablage und Verarbeitung von Daten, kontaktfreie Datenübertragung oder im Bereich Industrial Analytics auch Analyseverfahren und Algorithmen, um Prozess- und Maschinenzustände zu analysieren, Anomalien zu erkennen und so Störungen vorherzusagen. Mittels solcher innovativer Systeme kann man nicht nur den Kunden zukunftsweisende Lösungen anbieten, sondern auch unseren Mitarbeitern veranschaulichen, was Dank Industrie 4.0 alles möglich ist. So setzen wir das Potenzial der Industrie 4.0 in die Realität um und bauen gleichzeitig eventuelle Bedenken und Vorbehalte ab.

Über Weidmüller

Als erfahrene Experten unterstützen wir unsere Kunden und Partner auf der ganzen Welt mit Produkten, Lösungen und Services im industriellen Umfeld von Energie, Signalen und Daten. Wir sind in ihren Branchen und Märkten zu Hause und kennen die technologischen Herausforderungen von morgen. So entwickeln wir immer wieder innovative, nachhaltige und wertschöpfende Lösungen für ihre individuellen Anforderungen. Gemeinsam setzen wir Maßstäbe in der Industrial Connectivity. Die Unternehmensgruppe Weidmüller verfügt über Produktionsstätten, Vertriebsgesellschaften und Vertretungen in mehr als 80 Ländern. Im Geschäftsjahr 2015 erzielte Weidmüller einen Umsatz von 696 Mio. Euro mit rund 4.500 Mitarbeitern.

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