Mehr als 500 solcher Porträts von Nobelpreisträgerinnen und -trägern hat Peter Badge aufgenommen. Seit 25 Jahren reist der renommierte Fotograf im Auftrag der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen um die Welt, trifft die klügsten Köpfe unserer Zeit persönlich und bringt sie vor die Kamera. Daraus ging die inzwischen international bekannte Ausstellung „Nobel Heroes“ hervor, die jüngst vier Wochen lang am Campus Heilbronn der Technischen Universität München (TUM) gezeigt wurde.
Analoge Fotografie und sprechende Avatare
Den krönenden Abschluss bildete die Finissage im modernen, minimalistischen Ambiente des Open Space of Arkadia Heilbronn. Ein Highlight war der Talk von Sarah Schwab-Jung, Leiterin der Geschäftsstelle am TUM Campus Heilbronn, mit Peter Badge. Darin bedankte sich der Fotograf beim TUM Campus Heilbronn und insbesondere den Organisatorinnen Sarah Schwab-Jung und Anja Köhler für die tolle Zusammenarbeit. Er fühle sich wohl in Heilbronn und prophezeite, dass es in Zukunft sowohl ausdrucksstarke analoge Fotografie geben werde als auch Künstliche Intelligenz – etwa in Form kommunizierender Avatare.
Genau ein solcher wurde dann dem Publikum vorgestellt: Der Avatar von Prof. Louis J. Ignarro kann Fragen beantworten, als handele es sich um den Medizin-Nobelpreisträger von 1998 höchstpersönlich. Ein weiterer Programmpunkt war die Gesprächsrunde zum Thema “The Future Campus: empowering students, skills and innovation” mit Gero von Manstein, Head of Student Council der TUM School of Computation, Information and Technology am Campus Heilbronn, Reihaneh Moradi, Head of Talent Development bei den TUM Business Games Heilbronn und Patrick Fuchs, Product Development Lead bei Arkadia Heilbronn. Abgerundet wurde das Programm durch beeindruckende Auftritte von Sänger Julian Pförtner und Akrobatin Vera Ruzhentcova.
Durch tiefe Täler zum großen Durchbruch
Am gleichen Ort hatte auch die Vernissage stattgefunden. Ein Höhepunkt war dabei der Vortrag des Chemie-Nobelpreisträgers von 2014, Prof. Dr. Stefan W. Hell. Der Erfinder des hochauflösenden STED-Mikroskops musste zahlreiche Täler durchschreiten: Während er seine Doktorarbeit an der Universität Heidelberg schrieb, verdiente er Geld mit einem monotonen Nebenjob. Nach erfolgreicher Promotion nahm er eine Postdoc-Stelle im finnischen Turku an, von der er kaum leben konnte. Doch gerade diese entbehrungsreichen Jahre brachten ihm eine wichtige Erkenntnis: „Besser, du machst das, was dir Spaß macht, als dich nur von rationalen und finanziellen Dingen leiten zu lassen. Echte Durchbrüche haben immer einen ökonomischen Wert.“
Der große Durchbruch sollte auch für Hell kommen. Während seiner Zeit in Turku machte er eine revolutionäre Entdeckung: Durch das gezielte An- und Ausschalten einzelner Lichtmoleküle gelang es ihm, die zuvor als unverrückbar geltende Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops von 200 Nanometern (also 200 Millionstel Millimetern) zu unterschreiten – es war die Geburtsstunde des STED-Mikroskops. 1994 veröffentlichte er seine Ergebnisse, doch 30 Universitäten lehnten seine Bewerbung ab.
Das Göttinger Max-Planck-Institut (MPI) für biophysikalische Chemie stellte ihn schließlich ein. Damit begann eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte: Mit dem Biotechnologieunternehmen Abberior, einer Ausgründung aus dem MPI, brachte Hell das STED-Mikroskop auf den Markt. Mit der sogenannten MINFLUX-Methode, die Bewegungen von Proteinen sichtbar macht, entwickelte er es weiter. Der Rest ist Geschichte: 2014 lag die Einladung der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften nach Stockholm in seinem Briefkasten. Heute beschäftigt Abberior 110 Mitarbeitende an vier weltweiten Standorten. Hell steht als Direktor an der Spitze des MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen und des MPI für Medizinische Forschung in Heidelberg.
Sich selbst treu bleiben und den Weg bis zum Ende gehen
Dass erfolgreiche Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Bereichen oft für ihre Ideen und Leidenschaften kämpfen müssen, aber dass es sich trotzdem lohnt dranzubleiben, ging auch aus dem folgenden Panel „Exzellenz, Leadership, Inspiration“ hervor. Auf dem Podium saßen Schauspielerin Uschi Glas, Dr. Teresa Wagner, CEO immuneAdvice GmbH, Hockey-Nationalspielerin Sonja Zimmermann, Stefan W. Hell, Prof. Jürgen Kluge, Vorsitzender der Stiftung Lindauer Nobelpreisträgertagungen, und Prof. Hans Peter Mengele, Geschäftsführer des GLA European Leadership Center. Mengele lobte Hells Vortrag, der eine echte Leadership-Rede gewesen sei: „Es ging darum, wie Sie sich selbst geführt haben. Das erste Team, das Sie geführt haben, waren Sie selbst.“ Dass dazu eine enorme Willenskraft gehört, verdeutlichte Kluge: „Alle Nobelpreisträgerinnen und -preisträger, die ich kennengelernt habe, sind ihren Weg bis zu Ende gegangen. Kompromisse sind im normalen Leben oft gut, aber der wahre Fortschritt wird mit der Randlösung gemacht.“
Zimmermann stimmte zu: „Man muss viele Opfer bringen, um seinen Kindheitstraum zu verfolgen. Halbe Sachen bringen keinen Erfolg.“ „Man muss sich selbst treu bleiben und für sich selbst der beste Freund sein“, sagte Glas, die leidenschaftlich für ihr Projekt „brotzeit e. V.“ warb, mit dem sie rund 21.000 bedürftigen Kindern in ganz Deutschland ein tägliches Frühstück ermöglicht. „Man braucht Mut, denn man hört so oft Nein, wenn man rausgeht“, wusste Wagner zu berichten. Die promovierte Pharmazeutin will mit ihrem Medizin-Start-up Bilddaten aus einem neuen Kontrastmittel generieren. Diese sollen die Entscheidung erleichtern, ob eine Immuntherapie für einen bestimmten Krebspatienten infrage kommt.
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