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Neuausrichtung des Krisenmanagements durch die ISO 22361

Mit der neue ISO 22361 wurde durch eine international anerkannten ISO-Norm eine valide Grundlage für die erforderliche Fortentwicklung des Krisenmanagements gelegt. Die Norm, die im Februar 2023 als DIN-Norm veröffentlicht wurde, bietet detailliertere Grafiken und Strukturen für ein effektives Krisenmanagement. Sie ist in intensiver Arbeit in der zuständigen Arbeitsgruppe der ISO unter Beteiligung von Experten aus vielen Ländern erörtert und beschlossen worden. Als Vertreter der Schweizerischen Norm Vereinigung (SNV) hat unser Mitarbeiter Dr. Klaus Bockslaff an den Verhandlungen teilgenommen.

Ihre besondere Aktualität erhält die neue Norm durch die dramatische Zunahme an Krisen in der jüngsten Zeit.  Zum jetzigen Zeitpunkt ist die durch die folgende vier Kernpunkte bestimmt:

  1. Die Herausforderungen für das Krisenmanagement während der Ukraine Krise sind wesentlich komplexer als während der Corona Krise
  2. Ohne die Erfahrungen während der Corona Krise hätten die Herausforderungen durch die Ukraine Krise die Unternehmen wesentlich schwerer getroffen
  3. Der Stellenwert des Krisenmanagements in den Unternehmen hat sich durch die aktuellen Erfahrungen wesentlich verbessert
  4. Die Bedeutung einer strukturierenden Methodik hat sich weiter durchgesetzt und die Bedeutung der methodischen Stabsarbeit ist gestiegen.

Zu den wesentlichen Inhalten der neuen ISO 22361 gehören insbesondere die „Persönlichen Anforderungen an die Führungsfähigkeit“ (Kap. 6) und die „Anforderungen an die strategische Entscheidungsfindung“ (Kap. 7). Es ist zu erwarten, dass die ISO 22361 die Anforderungen an ein methodisches Rahmenkonzept zum Krisenmanagement mit Inhalt füllen und damit gerade bei Unternehmen, die international tätig sind, die erforderlichen „Leitplanken“ setzen wird.

In weiteren Kapiteln wird die „Krisenkommunikation“ (Kap. 8) und das „Lernen und Verbessern“ (Kap. 9) dargestellt.

Besondere Bedeutung hat der Prozess der „Strategischen Entscheidungsfindung“ bzw. Führungsrhythmus. Er enthält neben den von uns hinzugesetzten Schritt 1 „Alarmierung“ und Schritt 8 „Abschluss Stabsarbeit“ die folgenden Elemente:

Situation: Situation/Lage: Situationsbewusstsein, Kenntnis der folgenden Faktoren: Was geht vor sich? Auswirkungen, Probleme, Risiken
Ausrichtung: Welcher Endzustand wird gewünscht? Was ist die Zielsetzung der Krisenreaktion? Welche übergreifenden Werte und Prioritäten werden dabei als Grundlage und Leitfaden dienen?
Optionen: Entwicklung von Handlungsoptionen, die Beurteilung der Optionen im Hinblick auf den gewünschten Endzustand
Entscheidung: Das Treffen einer Entscheidung oder Wahl, die mit den Werten und den strategischen Prioritäten der Organisation übereinstimmen sollte
Massnahmen: Wirksamkeit sollte überwacht und darüber berichtet werden; Was muss entschieden werden? Was muss wann getan werden, um die Situation zu lösen und den gewünschten Endzustand zu erreichen?
Überprüfung: Überprüfung und Beurteilung von Entscheidungen und deren Umsetzung; Identifizierung beobachteter Stärken und der Möglichkeiten zur Verbesserung; Analyse, inwieweit das Ziel erreicht wurde; gewonnene Erkenntnisse und ihre Relevanz für zukünftige Fähigkeiten.

Begleitend zu dieser Norm hat jetzt die Risk Management Association (RMA) als Band 10 ihrer Schriftenreihe einen "Leitfaden zum Krisenmanagement ISO 22361" veröffentlicht. Er ist beim Erich-Schmidt-Verlag (https://lnkd.in/eGqHbziA) bestellt werden.

Der Leitfaden ist im Arbeitskreis Krisenmanagement der RMA von einer Autorengruppe unter der Leitung von Dr. Klaus Bockslaff unter der Mitarbeit von mehreren Beratern der Verismo GmbH gemeinsam verfasst worden. Der Leitfaden stellt eine detaillierte Anleitung zur Umsetzung der ISO 22361 in der Praxis für alle Organisationen dar. Er basiert neben den praktischen Erfahrungen der Mitglieder der Autorengruppe auf den Beobachtungen von Klaus Bockslaff während der Verhandlungen der Norm in der ISO-Arbeitsgruppe.

Der Leitfaden ist nutzbar für alle Organisationen (Unternehmen, Verwaltung, etc.) unabhängig von Größe und regulatorischen Anforderungen an ein Krisenmanagement (Stufenmodell) und enthält Praxistipps als Umsetzungsideen. Zudem enthält der Leitfaden ein Stufenmodell für die Umsetzung des Krisenmanagements als weiteres Alleinstellungsmerkmal.

Daneben bietet der Leitfaden eine SWAT-Analyse der ISO 22361 und eine Aufzählung von Themenbereichen, die heute fehlen und bei einer Weiterentwicklung der Norm wünschenswert wären.

Schließlich zeigt der Leitfaden auf, dass die ISO 22361 auch eine Grundlage für ein Assessment oder Audit des Krisenmanagements sein kann. Dazu hat die Verismo GmbH, ein Tochterunternehmen der Continis AG, einen detaillierten Fragenkatalog und Prüfverfahren entwickelt, das sie in mehreren Intensitätsstufen anbietet.

Im Wesentlichen richtet sich der Leitfaden an strategische Entscheidungsträger, also alle Personen, die sich in ihren Organisationen, wie z. B. Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Rechts, mit der Einführung und Fortentwicklung eines Krisenmanagement Systems beschäftigen. Dabei sind insbesondere die Krisenmanagement-Verantwortlichen, aber auch Risiko- und Business Continuity-Manager in den Organisationen zu nennen.

Die Veröffentlichung dieses Leitfadens ist ein wichtiger Schritt für Organisationen, um ein effektives Krisenmanagement gemäß internationalen Standards zu etablieren und die Resilienz gegenüber Krisensituationen zu stärken. Es ist ein unverzichtbares Werkzeug für diejenigen, die in ihren Organisationen für die Einführung und Weiterentwicklung eines Krisenmanagementsystems verantwortlich sind.

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Dr. Klaus Bockslaff
Geschäftsführer
E-Mail: Klaus.Bockslaff@verismo.ch
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