Die Textilindustrie steht vor einem Wandel: Mit mehreren hundert Millionen Tonnen Textilfasern allein in Europa ist sie ein bedeutender Wirtschaftszweig – und zugleich eine enorme ökologische Herausforderung. Denn bislang werden ausgediente Textilien meist deponiert oder verbrannt. Grund dafür ist ihre komplexe Materialzusammensetzung aus Stoffen wie Polyester oder Baumwolle sowie verschiedenen Schutzimprägnierungen. Hinzu kommt: Viele Materialien lassen sich optisch kaum unterscheiden. Eine präzise, wirtschaftlich tragfähige Sortierung für hochwertiges Recycling ist mit konventionellen Methoden kaum möglich.
Hier setzt das Forschungsprojekt KIMaTex an. Ziel ist die Entwicklung eines KI-gestützten digitalen Messsystems, das eine zuverlässige Analyse direkt am realen Material ermöglicht – mobil, präzise und rückverfolgbar. Mithilfe von Spektraldaten und Bildaufnahmen erkennt das System sowohl den Anteil spezifischer Fasern wie PET oder Elasthan als auch Kontaminationen, etwa durch PFAS. Im Unterschied zu bisherigen Softwarelösungen basiert KIMaTex auf realen Messdaten und liefert belastbare Informationen zur tatsächlichen Materialbeschaffenheit – ideal für digitale Produktpässe und eine sortenreine Weiterverarbeitung. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie.
ZIM macht’s möglich: KMU als Treiber weltweiter Innovation
Gestartet im Januar 2025, wird KIMaTex im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Das Projekt ist ein Paradebeispiel für den Innovationsgeist kleiner und mittlerer Unternehmen: Es adressiert ein drängendes Umweltproblem und bietet gleichzeitig eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive für die Textil- und Recyclingbranche. Die Tailorlux GmbH entwickelt das digitale Messsystem und die Materialdatenerfassung, während das SKZ die KI-Modelle trainiert, die Datenstruktur aufbereitet und die Applikation realisiert. Basis ist das Messgerät TailorScan, das Spektren im visuellen und infraroten Bereich präzise aufnimmt. Mit diesen Daten sowie Bildern zu den Textilien entwickelt das SKZ im Projekt eine Künstliche Intelligenz, die Materialtypen und Kontaminationen erkennen kann.
Nach erfolgreicher Evaluierung fließt das System in eine anwenderfreundliche Applikation ein, die eine intuitive Analyse vor Ort sowie die Anbindung an digitale Produktpässe ermöglicht – ein wichtiger Schritt für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit in der Textilwirtschaft.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Forschungsprogramm Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand unter dem Kennzeichen KK5068053AB4 vom 01.01.2025 bis 30.11.2026 gefördert.
Das SKZ ist ein Klimaschutzunternehmen und Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Diese ist ein Verbund unabhängiger, industrienaher Forschungseinrichtungen, die das Ziel verfolgen, die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie, insbesondere des Mittelstandes, durch Innovation und Vernetzung zu verbessern.
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